19. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Johannes (6,41-51).

 

Warum ist Jesus von Nazareth, ein Mensch, der vor 2000 Jahren gelebt hat, für uns heute „interessant“, ja sogar wichtig für unser Leben? Es hat doch im Laufe der Geschichte viele „interessante“ und „wichtige“ Menschen gegeben, die viele Weisheiten verkündigt haben und von denen wir etwas lernen können. Sind diese Personen selbst aber für unser Leben jetzt wichtig? Was ist da bei Jesus anders? Wodurch unterscheidet er sich von allen ‚weisen‘ Menschen?

Im heutigen Evangelium beantwortet Jesus selbst diese Fragen, indem er sagt: „Der Vater, Gott selbst, hat mich gesandt. Ich bin vom Himmel gekommen. Am letzten Tag werde ich euch vom Tod auferwecken“ - mehr noch: „Wer sich an mich hält, hat das ewige Leben“, also jetzt schon... Das sind starke Aussagen von einem Menschen! Wundert es dann, dass die Menschen damals murrten und sagten: „Mit welchem Recht sagt er so etwas? Wie bringt er es fertig, so etwas zu behaupten? Wir kennen ihn doch! Wir kennen doch seinen Vater und seine Mutter! Wie kann er behaupten: 'Ich komme vom Himmel'?“

Jesus behauptet von sich - und er hat es durch Zeichen, durch seine Worte und Taten, durch seine Lebensweise bestätigt - dass er eine unendlich intensive und innige Beziehung zu Gott hat. Er lebt in einer so tiefen Einheit und Verbundenheit mit Gott, dass er ihn seinen „lieben Vater“ nennt, dass er sogar sagen kann: „Ich und der Vater sind eins.“ Deswegen sagen wir dann auch: In Jesus teilt Gott sich uns mit, spricht er uns an. In Jesus gibt Gott sich zu erkennen. Jesus ist so „eins“ mit dem Vater, dass, wenn man ihn hört, man den Vater selbst hört.

Ohne Jesus wüssten wir nicht, wer Gott wirklich ist. Wir könnten in einer auch von Leid und Gewalt erfüllten Welt nicht konsequent und uneingeschränkt an einen Gott als einen liebenden Vater glauben. Dieses Bild von Gott, das Jesus da vermittelt, wirkt unheimlich befreiend: Ich brauche mich nicht vor Gott zu fürchten, ich darf Vertrauen zu ihm haben, mich sogar bei ihm geborgen fühlen, weil er mich liebt. Dieser Gott steht zu uns, lässt uns nie fallen, so wie er Jesus nicht hat fallen lassen. Er erhält uns am Leben, sogar wenn wir sterben. Ewiges, unzerstörbares Leben. Wer an Jesus und an Gott glaubt, hat sogar jetzt schon dieses Leben in sich. Ich werde immer leben.

Und da fallen mir die Worte eines Liedes ein, das wir oft singen: „Voll Vertrauen gehe ich den Weg mit dir, mein Gott, getragen von dem Traum der Leben heißt. Mein Weg wird manchmal auch ein Stück durch die Wüste führen, aber dann bitte ich dich um Kraft zum Weitergehen. Ich kann dir, mein Gott, mein Leben anvertrauen, mein Leben wagen.“

Tatsächlich: wenn ich mich für Gott interessiere, mich mit ihm auseinandersetze, mich nach ihm auf die Suche mache, dann wird Jesus für mich wichtig. Er hat uns einiges über Gott zu erzählen. Er macht uns mit einem Gott vertraut, der will, dass wir leben. Jesus ist für uns so wie die ausgestreckte, helfende Hand Gottes. Deswegen ist er für uns so wichtig, wie Brot zum Leben.

 

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